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Fortpflanzung
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Die Vermehrung findet bei Mantiden sexuell statt. Es gibt nur wenige bekannte Ausnahmen, welche sich über Parthenogenese (Jungfernzeugung), also auch ohne Männchen, fortpflanzen können. Aus solchen Ootheken schlüpfen jedoch ausschließlich weibliche Larven.
Wie jedoch bereits erwähnt, pflanzen sich fast alle Mantiden geschlechtlich fort. Einige Tage bis einige Wochen nach der Imaginalhäutung werden die Weibchen sowie Männchen geschlechtsreif. Die Dauer bis zur Geschlechtsreife hängt von der Art sowie von Temperatur und Futterangebot ab, meistens liegt sie aber bei 7 - 14 Tagen. Sobald das Weibchen geschlechtsreif ist wird es anfangen, Pheromone (sexuelle Lockstoffe) abzugeben. Dies geschieht indem es das Abdomen im 45° Winkel nach unten biegt (von den Flügeln weg). Je nach Art kann man die Pheromonabgabe sehr gut bis fast gar nicht erkennen.
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Creobroter spec., Pheromonabgabe |
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Sobald das Weibchen Lockstoffe abgibt kann man sich sicher sein, das dieses paarungsbereit ist. Ab diesem Zeitpunkt kann auf jeden Fall ein Paarungsversuch unternommen werden, also das Männchen zum Weibchen gesetzt werden.
Sobald ein Männchen die Pheromone über seine Antennen aufnimmt und selbst auch geschlechtreif ist, wird es der Duftspur folgen. Auf diese Weise finden die umherziehenden Männchen die meist relativ fortbewegungsträgen Weibchen auch über weite Strecken hinweg. Das Anlocken über Pheromone bietet einen großen Vorteil gegenüber anderen Methoden: die Weibchen verraten so ihren Standort gegenüber Fressfeinden oder der Beute nicht, wie es etwa durch Zirpen o.ä. der Fall wäre. Hat ein Männchen die Spur aufgenommen, folgt es dieser bis es Blickkontakt zu dem Weibchen hat (meistens 20cm - 50cm).
Nachdem das Männchen das Weibchen gefunden hat ist der weitere Verlauf von der jeweiligen Art abhängig. Grundsätzlich lassen sich 2 Möglichkeiten der Annäherung erkennen. Bei der ersten wird sich das Männchen direkt und schnell dem Weibchen nähern. Sobald es nahe genug am Weibchen ist, springt es sofort auf, ohne dass es zu irgendwelchen Balzverhalten kommt. Das überraschte Weibchen kann sich meistens nicht wehren, was das Männchen wiederrum ausnutzt. Diese Möglichkeit findet man meistens bei kleinen Arten wie zB. Odontomantis, Pseudogalepsus und Ameles.
Häufiger als das erste Vorgehen wird jedoch eine Art Paarungs-/Balzritual vollzogen.
Hierbei nähert sich das Männchen ebenfalls dem Weibchen, jedoch sehr langsam und behutsam. Das Männchen wird desweiteren versuchen, sich von hinten dem Weibchen zu nähern, um nicht als Beute erkannt zu werden. Hat sich das Männchen bis auf wenige cm genähert, wird es das Weibchen mit seinen Antennen "betrillern". Wahrscheinlich besänftigt dieses "betrillern" das Weibchen, jedoch ist dies nicht bewiesen.
Ist das Weibchen paarungswillig, wird es seine Fangarme nach vorne ausstrecken und sich abflachen, was vom Männchen als "Einladung" erkannt wird. Nun erfolgt der Aufsprung oder auch Aufflug (z.B. bei Hymenopus coronatus).
Nach dem Aufsprung kann es passieren, dass das Männchen falsch herum landet, was jedoch umgehend korrigiert wird.
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Pseudocreobotra wahlbergii |
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Das Männchen hält sich, sobald es sich richtig positioniert hat, mit seinen Fangarmen am Pronotum oder am Vorderrand des Mesosternums fest (Halsansatz).
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Parasphendale agrionina, Umklammern mit den Fangarmen |
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Einige Arten bleiben nach dem Aufsprung auf dem Weibchen sitzen ohne jedoch zu kopulieren (begatten). Das Weibchen trägt dann das Männchen auf dem Rücken mit sich herum, was sogar mehrere Tage dauern kann. Dieses Verhalten zeigt zB. Pseudocreobotra und Phyllocrania.
Die eigentliche Paarung wird eingeleitet indem das Männchen mit seinem Abdomenende die Geschlechtsöffnung des Weibchens sucht. Hat das Männchen die richtige Stelle gefunden wird das Weibchen seine Genitalöffnung erweitern, so dass das Männchen mit seinem Genital eindringen kann.
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Parasphendale agrionina, Kopulation |
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Parasphendale agrionina, Kopulation |
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Nach diesem Vorgang verbleibt das Männchen in seiner Position, je nach Art nur einige Minuten, Stunden oder sogar einen Tag (dies wird in den Beschreibungen unter "Kopulation" als "Dauer" angegeben). Gegen Ende der Kopulation gibt das Männchen seine "Spermatophore" (Samenpaket) in das Weibchen ab. Diese ist rundlich, durchscheinend und enthält die Spermien.
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Spermatophore |
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Spermatophore |
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Nach der Übergabe trennen sich beide Partner und das Männchen wird schnellstmöglich flüchten, um nicht als Beute erkannt zu werden. Sollte es während der Paarung zum Kannibalismus kommen, so wird die Kopulation davon nicht beeinflusst, da das Abdomen des Männchens selbstständig weiterarbeitet und die Spermatophore einbringt. Sexualkannibalismus ist jedoch selten und meistens kann dieser auf einen schlechten Ernährungszustand des Weibchens zurückgeführt werden.
Im Terrarium sollte man daher das Weibchen vor der Verpaarung gut füttern (solange füttern bis das Abdomen gut gerundet ist und das Weibchen keine Nahrung mehr annimmt). Desweiteren kann man das Weibchen mit einer großen Beute füttern und es somit vom sich nähernden Männchen ablenken.
Die Weibchen scheiden einige Zeit nach der Paarung die Hülle des Spermapaketes wieder aus und streifen diese ab oder fressen sie. Die Männchen sind nach ca. 2 - 5 Tagen wieder paarungsbereit. Die Weibchen hingegen beginnen, je nach Art, mehrere Stunden, Tage oder Wochen nach der Paarung mit dem Bau der Oothek (Eipaket).
(Siehe hierzu auch Entwicklung).
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Pseudogalespsus nigricoxa, Oothekbau |
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Nach der Ablage der Oothek können noch einige Tage vergehen, bis das Weibchen wieder paarungsbereit ist.
Eine Befruchtung reicht meistens für mehrere Ootheken, was durch die sog. Vorratsbefruchtung ermöglicht wird. Die Weibchen sind in der Lage, Spermien zu speichern und erst später einen gewissen Anteil den Eiern zuzuführen. Man sollte jedoch, vor allem bei Inzuchttieren, bereits nach Ablage von 1 - 2 Ootheken die Weibchen erneut verpaaren, insofern dies noch möglich ist. Wird ein Weibchen lange Zeit nicht befruchtet wird es höchstwahrscheinlich nach einiger Zeit eine "Not-Oothek" bauen. Aus dieser wird, insofern die Art nicht zur Jungfernzeugung fähig ist, nichts schlüpfen. Vielmehr dient die Ablage dieser Oothek zum Überleben, da die Eier, welche das Weibchen schon gebildet hat, nicht ewig aufbewahrt werden können. Meistens sind die Not-Ootheken wesentlich kleiner als eine normale.
Es ist jedoch nicht von aussen erkennbar, ob eine Oothek befruchtet ist oder nicht. Um Klarheit zu schaffen muss man die Oothek öffnen. Wenn sich Larven entwickeln, kann man das ab etwa der Hälfte der Inkubationszeit gut erkennen.
Sollte einmal die Inkubationszeit weit überschritten sein, kann man die Oothek an einer Stelle vorsichtig öffnen. Man findet dann:- mit einer Flüssigkeit gefüllte, reiskornähnliche Eier: unbefruchtete Oothek
- feuchte Eier, Larven erkennbar: Oothek befruchtet, Schlupf kann noch folgen
- ausgetrocknete und/oder verschrumpelte Eier: zu trockene Zeitigung
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Geschlechtsunterschiede
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Viele Arten weisen einen Geschlechtsdimorphismus (geschlechtsspezifische Unterschiede bei der gleichen Art) auf. Eine sichere Methode, welche bei allen Mantiden funktioniert ist das Abzählen der Abdomialsternite (Segmente auf der Abdomen-Unterseite). Einigermaßen zuverlässig funktioniert dies meistens ab ca. L4/L5. Jüngere Larven weisen meist noch keine Unterschiede auf, da sich die Segmente geschlechtspezifisch während der Entwicklung verschieben.
Bei den Weibchen kann man 6 Segmente erkennen. Das letzte Segment (am Abdomenende) ist hierbei relativ groß, es wird auch als "Subgenitalplatte" bezeichnet.
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Weibchen: große Subgenitalplatte (Deroplatys dessiccata) |
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6 sichtbare Abdomialsternite (Phyllocrania paradoxa) |
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Die Männchen hingegen haben 8 sichtbare Segmente. Die beiden letzten Segmente sind kleiner als die restlichen und ergeben zusammen ca. die Länge der Subgenitalplatte des Weibchens der gleichen Art.
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Männchen: kleine Subgenitalplatte (Deroplatys dessiccata) |
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8 sichtbare Abdomialsternite (Phyllocrania paradoxa) |
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8 sichtbare Abdomialsternite (Humbertiella spec.) |
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